Sonntag, 28. Dezember 2008

Ein reich gedeckter Gabentisch

Je älter wir werden, desto mehr Dinge nehmen wir als gegeben hin. Als unumstößliche Fakten: Die Erde ist keine Scheibe, sondern rund. Jap. Frauen sind das schönere (und oftmals klügere) Geschlecht. Jo. Murat Didin wird niemals in der W-K-W Freundesliste von Konrad Wysocki auftauchen. Klar. Den Weihnachtsmann gibt es nicht. Stimmt ... oder?

Davon war ich zumindest bis zu dem diesjährigen Fest überzeugt. Aber bereits zwei Tage vor Heiligabend kam ich ins grübeln. Die Tryout Kandidaten der Deutsche Bank Skyliners Emmenecker, King und Ivory konnten alle samt über 2008 hinaus gehalten werden. Ersterer bekam einen Vertrag bis Saisonende plus Ein-Jahres Option für den Verein, die beiden letztgenannten zumindest vorerst bis Februar. Nur Greg Jenkins war weiterhin ungewiss, obwohl die Liners Führung versicherte auch ihn binden zu wollen. Naja, die Wahrscheinlichkeit dafür war gering und sein Abwandern abzusehen. Schließlich hatte man vorher nur mit dem Verbleib von Zweien gerechnet. Man kann halt nicht alles haben.

Doch mit ein paar Tagen Verspätung legte Santa auch noch das letzte Geschenk unter den blau-orange geschmückten Tannenbaum. Ein 2,06 Meter großes, 105 Kilo schweres "Päckchen", das in 9 Spielen bei gerade mal durchschnittlich 9 Minuten 5,6 Punkte und 2,6 Rebounds auflegte. Das mag nicht berrauschend klingen, aber eine Feldwurfquote von 58,6 % spricht eine deutliche Sprache. Und jeder der Jenkins in Aktion sehen durfte, weiß was für ein Kraftparket er gerade in der Offensive sein kann. Er steckt, dank seiner starken Physis, auch härtere "Hits" weg und macht im Anschluss trotzdem noch die Punkte.
Körperlich nicht ganz so dominant und bei weitem auch nicht so erfahren ist der zweite Center im Quartett: Anthony King, der letztes Jahr noch für die Miami Hurricanes in der NCAA auflief. Und auch Kings BBL Statisiken können sich sehen lassen: In 13 Spielen kam er in durchschnittlich 11 Minuten auf 3,9 Punkte und 3,5 Rebounds. Das ganze kann man aber auch bei King erst wirklich schätzen, wenn man seine Feldwurf Quote von 56,8 % sowie die Tatsache beachtet, dass kaum Plays für ihn gelaufen werden.
Bei Emmenecker war ein verlängertes Engagement ja ziemlich wahrscheinlich, schließlich war er vom Gehalt her die billigste Spieler und auch ein "Liebling" von Coach Didin. Viel erstaunlicher ist da schon der erneute Kurzzeitvertrag mit Titus Ivory. Es wird gemunkelt, er wie auch King, haben mündliche Zusagen für Verträge bis Saisonende, sobald der jetztige im Februar endet. Anders ist der Verbleib auch nicht zu erklären, schließlich hatte Ivory nach eigenem Bekunden einige Angebote aus Europa. Ob er dort mehr Geld verdient hätte ist zumindest wahrscheinlich, mehr Spielzeit und eine Starterrolle fast schon sicher. Die hat der Veteran bei Didin zwar nicht (andererseits, wer hat die schon mit Ausnahme von Roller?), doch seine Bedeutung im Mannschaftsgefüge ist enorm wichtig. In kürzester Zeit hat sich die Nummer 13 zu einem Leader entwickelt, der durch Wort und Tat die Spieler sowie die Zuschauer mitreißen kann. Und wenn es mal nicht läuft, ist er sich auch für ein hartes Foul nicht zu schade ... eine "Qualität" die den braven Skyliners dieses Jahr bisher abging. Ganz neben bei legte T.I. durchschnittlich auch noch 11 Punkte, 3,1 Rebounds, 2,3 Assists und 1,6 Steals in 7 Spielen auf. Damit ist er viert-effektivister Frankfurter.

Die guten Neuigkeiten sind damit aber noch nicht beendet. Gestern schlugen 8 Skyliners (die US-Amerikaner McKinney, Allen, Gordon und King weilten noch in Übersee) das Spitzenteam um Maccabi Tel Aviv mit 73-70. Sehr beeindruckend, wenn man bedenkt das Euro League Teilnehmer Tel Aviv mit den Ex NBA Spielern Marcus Fizer, Carlos Arroyo und Marcus Brown anreiste.

Darf man jetzt als Fan endgültig von Titel träumen ... nein, von ihnen sprechen?

Ich denke ja. Der Test gegen Tel Aviv mag nicht der Gradmesser dafür sein, schließlich war es nur ein Testspiel, kurz nach den Feiertagen.
Doch das Zusammenhalten des Kaders und der Zusammenhalt der Spieler im Kader lässt berechtigte Hoffnungen aufkeimen. Coach Didn hatte den Verbleib der Spieler gefordert (wie übrigens auch die Spieler, selbst im Bewusstsein das ihrer eigene Playtime sinken könnte) und muss sich nun seinen eigenen Ambitionen stellen und am Erfolg messen lassen. Doch ich denke nicht, dass dies ihm die Schweissperlen auf die Stirn treibt. Die kommen von alleine, wenn er faktisch als 6. Mann beim nächsten Spiel an der Linie wieder jedes Play mitläuft und seine Jungs zum Sieg peitscht.

Einen guten Rutsch,

Reno

Sonntag, 14. Dezember 2008

Noch Fragen ???

Sowohl Oldenburg als auch den Skyliners wurde vorgeworfen, in der BBL bisher nur gegen vermeintlich "kleine" Vereine gewonnen zuhaben. Der größere Druck lag bei den Skyliners, schließlich traten sie als Tabellenfünfter beim zweitplatzierten vor heimischer Kulisse an (und die war an diesem Samstag abend erstklassig - 4.910 lautstarke und engagierte Fans) und müssen so langsam beweisen, dass sie eine Spitzenmannschaft sind. So lautete der fast einstimmige Tenor im schoenen-dunk.de Forum.
Und Coach Didins Jungs lieferten ihr bisheriges Meisterstück ab. Wer einen Playoff Kandidaten, der bei 16-2 aus den letzten 9 Spielen stand, bei gerade mal 4 Punkten im ersten Viertel halten kann, sollte selbst die noch verbliebenen Skeptiker überzeugt haben. Dieses Team ist ein Meisterschafts Anwärter !!!
Sehr beeindruckend waren Anthony King und Ilian Evtimov. King überraschte mit bislang allenfalls nur vermuteten Offensiv-Fähigkeiten gleich zu Beginn der Partie. Seine 14 Punkte, 7 Rebounds, 3 Assists und 2 Blocks in 23 Minuten waren ein mehr als überzeugendes Empfehlungsschreiben an die Vereinsführung bezüglich seines zum Ende des Jahres auslaufenden Try-Out Vertrags. Wobei auch sein "Konkurrent", Greg Jenkins, aus seinen 6 einhalb Minuten Spielzeit das Maximum holte (11 Punkte, je ein Block und Rebound, 7 von 7 FW und ein Three-Point Play).
Ilian Evtimov, mit 20 Punkten Topscorer der Begegnung, zeigte eine sehr starke weil konstante Leistung. Das er Talent hat wusste man seit seinem ersten Spiel im DBS Jersey, leider folgte in der Regel Schatten relativ zuverlässig auf seine lichten Momente. Doch mit 8 von 10 aus dem Feld, sowie 4 von 5 aus Downtown und nur einem Turnover scheint er sich endlich am Riemen zureißen. Beeindruckend waren seine Jumper aus der Bewegung bzw. aus dem Post.
Eine Erwähnung ist auch Konrad Wysockis Leistung Wert: Zusätzlich zu seinem Rebound Hustle (diesmal 7 Abpraller) legte er auch noch 12 Zähler auf und schoß mit 83,3 (5 von 6) aus dem Feld. Und nach dem Spiel legte der All Star Starter noch eine "Extra-Schicht" ein und brachte die Fans zum hüpfen. Klasse !!!

Das Hauptaugenmerk möchte ich heute trotzdem einem anderen Skyliner widmen: Unsere Nummer 20, Jimmy McKinney, der unter tosendem Applaus sein Comeback nach langer und schwerer Handverletzung feierte. Und dabei gleich auf 11 Punkte (4 von 5 aus dem Feld) kam. Spätestens bei seinem Dreier zum 69-43 ging ein kollektives Aufatmen durch die Fanreihen - die von Jay-Roc noch vergangene Saison erwähnte Taubheit in seiner rechten Hand, seiner Wurfhand, scheint Geschichte, sein exzellenter Touch ist hingegen noch vorhanden.
McKinney, der in seinem letzten Collge Jahr für die Missouri Tigers auf 12,6 Punkten, 3,7 Rebounds sowie 2,3 Assists pro Spiel kam, ist ein ausgezeichneter Allrounder. Seine Athletik gepaart mit seinem Wurf machen ihn zu einem schwer ausrechenbaren Zweier am offensiven Ende des Courts. Dazu ist er ein sehr konzentrierter und aufmerksamer Verteider, der stets auf den Steal aus ist (06/07 25 Steals in 30 Partien, 07/08 34 Steals in 33 Spielen). Sein hoher Basketball IQ, sein gutes Ballhandling und sein Passing lassen ihn auch auf der Eins eine gute Figur abgeben. Dazu ist er ein sehr umgänglicher Typ, unlängst erklärte er, dass er seinen Traum von der NBA sehr wohl noch vor den Augen hat, seinen Vertrag bis 2010 bei den Skyliners aber auf jeden Fall noch erfüllen werde.

Und wir können uns bis dahin noch auf große Taten freuen. Mit Jimmy McKinney sind die Skyliners noch tiefer und variabler besetzt. Zwar muss man noch bis Ende Dezember warten und schauen welche der 4 Try-Out Kandidaten längerfristig bleiben, doch unabhängig davon:

Das Team hat das Potential Titel zu holen. Schon kurzfristig. Vielleicht den ersten bereits am 01.03.2009 ...

Bis dahin,

Reno

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Defense Wins Championships ...

Seit meinem letzten Eintrag ist nun einige Zeit ins Land gegangen, daher möchte ich an dieser Stelle erst mal das Vergangene Revue passieren lassen und eine Zwischenbilanz ziehen. Seit dem Sieg gegen Bremerhaven haben die Skyliners 15 Pflichtspiele in 3 verschiedenen Wettbewerben (BBL, EuroChallenge und Pokal) absolviert.

Aus diesen 15 Spielen gingen Murats Jungs 10 Mal als Sieger vom Parkett und spielten, die Hin- und Rückspiel Arithmetik der Euro Challenge Qualifikation macht’s möglich, eine weitere Partie Unentschieden. Macht eine Siegesquote von 66%. Nicht schlecht.

Und die restlichen 4 Partien unterlag man im Schnitt mit nur 3.5 Punkten. Wobei man zumindest das Heimspiel gegen Göttingen hätte gewinnen müssen, Verletzungen hin, hohe Belastung her. Trotzdem ergibt sich ein durch aus positives Gesamtbild:


- 5. in der Bundesliga (mit einem Spiel weniger als 3. Bonn und 4. Ulm)

- Im Pokal im Viertelfinale noch dabei

- In der Euro Challenge dank eines herausragenden Sieges gegen Moskau noch mit allen

Chancen aufs Weiterkommen


Man muss sich selbst und seine Erwartungen schon bremsen, bedenkt man, dass in den nächsten Partien zuerst Lorenzo Gordon und bald auch Jimmy McKinney wieder mitmischen werden.

Woran liegt der aktuelle Erfolg? Meiner Meinung nach an folgenden Faktoren:


- Coach Didins Defensivphilosophie

Ich will nicht sagen, dass die Mannschaft die Zonenverteidigung perfektioniert hat. Doch im Vergleich zur letzten Saison ist sie eine echte Waffe geworden, die durchaus Spiele gewinnen kann. Gerade gegen Mannschaften mit dominanten Big Men.

Außerdem wird sehr gut rotiert und ausgeholfen. Die Nezugänge Adam Emmenecker und Titus Ivory üben hohen Druck auf den gegnerischen Aufbau aus, Anthony King, Konrad Wysocki und auch Greg Jenkins reiben sich, oftmals gegen körperlich überlegene Spieler, auf und addieren zu den vielen guten Aspekten des Teams eine vorher schmerzliche vermisste „Arbeitermentalität“.


- Die Mannschaft hat sich in der Offense als echte „Hydra“ erwiesen. Stellt der Gegner einen Scorer kalt, stehen 2 andere parat. Mindestens. In Gordon, Simmons, Roller, Ivory, Allen und Evtimov haben 6 Spieler einen zweistelligen Schnitt beim Scoring. Aber auch Reboundspezi Wysocki kann ein Spiel übernehmen und den Ausschlag geben, so geschehen gegen Moskau. Selbst Greg Jenkins halte ich für einen echten Scorer – wenn er denn vollkommen fit ist und ausreichend Spielzeit bekommt.


- Die Tiefe des Kaders. Auch wenn Coach, Manager und Spieler bei jede Gelegenheit betonen, dass „die anderen“ einen tieferen Kader haben – der der Skyliners hat es auch in sich. Selbst als Simmons, Gordon, Ivory und McKinney zeitweise gleichzeitig ausfielen, brach das Team nicht zusammen. Anthony King, Adam Emmenecker, Max Weber und de Mello beispielsweise waren zur Stelle – wenn auch nicht alle konstant. Die Youngsters Kai Barth und Robin Benzing wurden dabei noch gar nicht eingesetzt.


- Das Management. Auch wenn die BBL es kritisiert – die Kurzzeit-Verträge halfen den Skyliners über die Runde. Und das nach den Knallern Wysocki, Simmons und Gordon auch noch ein erstklassiger Spieler wie Ivory verpflichtet werden konnte ist einfach erstklassig.


Bleibt zuhoffen, dass das Team sich mit einem Titel belohnt. Das würde die Chancen erheblich erhöhen, einen neuen Sponsor zu gewinnen, um die Mannschaft über die Saison hinaus zusammen zuhalten - auch wenn die ein oder andere große Adresse aus Europa anklopft. Das wäre auch im Sinne von Coach Didin, der sich am vergangenen Dienstag für seine Verhältnisse geradzu verehrend über seine Jungs geäußert hat.


Leider herrschte nicht nur eitel Sonnenschein. Die Entlassung von Daphne Bouzikou und das drohende Karriere-Aus von Kirsten Zöllner trüben den Gesamteindruck.

Zu dem leider nicht einvernehmlichen Scheiden von Bouzikou möchte ich mich nicht weiter äußern, zu wenig Fakten sind bisher bekannt. Nur soviel: Bei ihrer Kompetenz und Erfahrung sollte sie bald wieder oben auf sein als Assistent Coach. Oder vielleicht gar als Headcoach, Pascal Roller erwähnte mal in einem Interview, dass sie dazu durchaus prädestiniert wäre.

Und was Kirsten Zöllner angeht: Leider konnte er nie das prognostizierte Talent beweisen, doch wenn der Körper nicht mitspielt, gerade bei seinen Maßen, kann man nicht viel machen. Möglicherweise kann er sich ja in der Jugendarbeit der Skyliners einbringen, auf jeden Fall wünsche ich ihm alles Gute und viel Glück. Und wer weiß … vielleicht sehen wir ihn ja doch noch eines Tages die Zonen der Bundesliga terrorisieren.


Und auch wenn das hier wahrscheinlich niemand liest, muss ich noch etwas los werden:


Kommt zu den EuroChallenge Spielen, am besten gleich nächsten Dienstag gegen Kiew !!!


see you there,


Reno