Mittwoch, 11. November 2009

Neues Spiel, neues Glück

Bei allem Bemühen um Professionalität (hust) und Distanz zum Thema, ich bin auch nur ein Mensch, genauer gesagt ein Fan (wobei man bei manchen Exemplaren das Gefühl nicht los wird, dass sich das Eine und das Andere ausschließt, aber das ist ein ganz anderes Thema).
Und da es sich bei dieser Seite um einen Skyliners Fanblog handelt, bin ich wohl doch etwas befangen. Ich will gar nicht leugnen, dass ich zur Halbzeit der Saison 08/09 doch recht euphorisch war.

Es war Ende Dezember, die DBS hatten zuletzt in der BBL Oldenburg, den zum damaligen Zeitpunkt Zweiten der Tabelle und späteren Meister, mit +31 und die sympathischen Landwirte und Erzrivalen aus Giessen mit +18 abgefertigt. Dazu kam noch der sensationelle 77:71 Sieg in der EuroChallenge über Triumph Moskau um Ex (und mittlerweile wieder) NBA Center Nenad Kristic. Dieser Erfolg wurde übrigens in den letzten Sekunden durch verwandelte Freiwürfe von Greg Jenkins gesichert, keine Ahnung wie ich da jetzt drauf komme …

Zum Ende des Jahres 2008 standen die Skyliners also mit 11-4 Siegen in der Liga prächtig da, legten im November und Dezember einen 7-1 Lauf hin und ließen Fanherzen, inklusive meinem, höher schlagen (Igitt, wie schwülstig klingt das denn bitte). Die Worte „Meister“ und „warum eigentlich nicht“ kamen in zeitlich relativ kurzen Abständen aus meinem Munde und ich gebe es zu, ich habe fest daran geglaubt.
Schon im Januar 2008 kam die Ernüchterung in Form einer Pleite bei Alba Berlin. Der Endstand von 71:87 aus Frankfurter Sicht lässt auf ein zumindest ansatzweise ausgeglichenes Spiel schließen, in Wahrheit war die Partie nach dem ersten Viertel (12:31) bereits entschieden. Nach diesen 10 Minuten des Grauens habe ich meine Aufmerksamkeit verstärkt der wirklich schnieken o2 World gewidmet und dem lustigen Vogel, der im für die Frankfurter reservierten Gästefanblock ganz vorne saß, aussah wie eine Mischung aus Sido und Doug Heffernan, bei jedem Berliner Korb sich mit einer kleinen Tanzeinlage zu verdutzten Hessen umdrehte und mit seinem Albaschal ganz offensichtlich ein leicht bis mittelschwer betrunkener Berliner war. Achja, Lorenzo Gordon kam angeblich auf 8 Rebounds und 30 Punkte bei 73,7 % aus dem Feld (14 von 19), gesehen hab ichs nicht mehr.

Danach hagelte es eine 58:76 gegen Moskau und ein 46:78 gegen Kiew, damit waren sowohl Spieler als auch Fans erstmal auf den Teppich zurück geholt. Spätestens nach dem Ausscheiden aus dem Top4 im Pokal gegen erneut deutlich überlegene Berliner wich die überschwängliche Euphorie der bescheideneren Realität. Die Hauptrunde schloss man auf dem 7 Platz ab, in der ersten Runde der Playoffs aber war gegen Oldenburg außer einem Heimsieg nichts zu holen, das Dreiköpfige Monster um Paulding, Gardner und Foster zog mit einem 3-1 in die nächste Runde ein. Und für die Skyliners war eine Saison gelaufen, in der vom Potential des Kaders ein Titel, zumindest aber eine Finalteilnahme hätte raus springen können.

In meinem Frust habe ich mich die komplette Offseason nur sehr sporadisch um die DBS gekümmert, ab und zu mal mit einem Auge in die Zeitung geschielt wie es sponsorentechnisch weiter gehen würde und dabei mitbekommen, dass man (wie eigentlich zu erwarten war) einen groß aufspielenden Keith Simmons nicht halten konnte. Das war und ist ein großer Verlust für Frankfurt, spielerisch wie menschlich, aber man konnte nachvollziehen, dass es da draußen sportlich und finanziell reizvollere Aufgaben für einen Spieler seines Formats gab. Der Abgang von Lorenzo Gordon, einem echten Wühler und Terrier mit dem Zeug zum BBL Topscorer und dem Körper eines Frühinvaliden, kam nicht wirklich überraschend. Zu selten konnte er auflaufen, unvergessen die Nachricht über seine Verletzung beim Nudelkuchen am heimischen Herd. Auch die Abgänge von den talentierten aber zum aktuellen Zeitpunkt zu limitierten Anthony King und Adam Emmenecker konnte man verkraften, auch wenn man sich fragte, ob etwas Geduld sich nicht schon bald in Rendite bezahlt gemacht hätte. Der Abgang von Energizer und Aggressiv Leader Titus Ivory hat einem dann aber erstmals doch zu denken gegeben in welche Richtung es mit den DBS in Zukunft gehen sollte. Als dann auch noch Ilian Evtimov und Konrad Wysocki gegangen wurden verwandelten sich die Skyliners endgültig zu den „Sparliners“ und mein Interesse sich in Luft auf.

Nun, ganze 2 Spiele hatte es in der laufenden Saison 2009/2010 gebraucht um mich wieder in den blau-orangen Bann zu ziehen, besonders die Neuen haben es mir angetan. Als da wären …

Aubrey Reese – Im Gegensatz zur Vergangenheit, in der auf eher unerfahrene und in den Fähigkeiten limitierte Rollenspieler als Back Up für Pascal Roller gesetzt wurde, baut man aktuell auf einen erfahrenen Aufbau mit einem beachtlichen Komplettpaket. Einen soliden Wurf, den Blick für den besser postierten Mitspieler und mutige Drives in die Zone ohne Angst vor Kontakt – das alles bringt Reese mit. Seine Stats bislang: 13,9 Punkte, 5,7 Assists und 3,3 Rebounds pro Spiel. Es ist zu hoffen, dass sein bis Ende November befristeter Zeitvertrag verlängert wird, denn er gibt der Mannschaft Stabilität dank seiner Routine.
Marius Nolte – Vom anfänglichen „Marius Nolte, der Center, den keiner wollte“ zum potentiellen neuen Fanliebling. Er ist keiner, der 20 Punkte auflegen wird, aber einer der immer hart arbeitet, sich in den Dienst der Mannschaft stellt und dabei stets ein Lächeln auf den Lippen hat. In Sachen Sympathie ist der aus Paderborn geholte Nolte für mich eindeutig der Wysocki Nachfolger.
Grayson Moyer – der Shooting Guard, der letzte Saison mit den L.A. Lightning in der (zugegebenermaßen drittklassigen) IBL die Meisterschaft gewann, war zunächst etwas enttäuschend. In den ersten 3 Partien der noch jungen Saison gegen Trier, Giessen und Oldenburg kam er auf insgesamt 8 Punkte. Gegen Tübingen allerdings deutete er seine Klasse bereits mit 14 Punkten und 4 Assists an. Gegen Ulm und Bonn war dann noch mal der Leerlauf drin, seit den letzten 3 Spielen liefert er aber konstant gute Leistung: 10 Punkte und 6 Rebounds gegen den MBC, 14 Punkte und 5 Rebounds gegen Bamberg und jüngst 15 Punkte plus 5 Assists gegen Hagen. Wenn er dieses Niveau halten kann wird er mit seiner Vielseitigkeit dieses Saison eine große Stütze für das Team sein.
Quantez Robertson – nach Reese ist der „TEZmanische Teufel“ der 2. Zeitarbeiter und hat in Frankfurt durch seine stets vorbildliche Einstellung die Fans in kürzester Zeit auf seine Seite gebracht. Ich kann mich nicht erinnern, wann in der Ballsporthalle zuletzt für die Defensivleistung eines Spielers die Welle gestartet wurde, Robertson brauchte dafür nur 3 Spiele. Er ist wohl das, was man gerne als eierlegende Wollmichsau bezeichnet. Denn neben seiner aggressiven (teils foullastigen) Verteidigung mit dem Näschen für den Steal (jeweils 3 Steals gegen Giessen, Oldenburg und Tübingen) reboundet er für einen Guard häufig exzellent (8 Rebounds gegen Tübingen, 5 gegen Bamberg), verteilt den Ball (5 Assists gegen Giessen) und punktet dank seiner starken Athletik sowie seinem guten Wurf (40,9% 3er bisher), wie z.B. gegen Bonn (15 Punkte) oder Ulm (12 Punkte). Auch wenn McKinney und de Mello wieder fit sind sollte man versuchen Tez zu halten.
Qarraan Calhoun – Q wurde vor der Saison von Babba in den höchsten Tönen gelobt. „Calhoun zählt zu den größten Talenten der vergangenen NCAA Saison“, so Coach Didin. Das war natürlich ein wenig überzogen, denn wenn dem so wäre würde Calhoun sicher nicht bei den Skyliners im nicht gerade Basketball verrückten Deutschland anheuern. Zudem sahen seine Stats aus dem letzten Jahr bei seinen Houston Cougars zwar solide, aber nicht berauschend aus: 10,2 Punkte und 5,3 Rebounds pro Spiel bei durchschnittlichen 31 Minuten standen dort zu Buche. Handelt es sich also bei dem 22 Jährigen Forward um einen gehypten Athleten oder ist er doch der hochtalentierte Sleeper? Die Antwort lässt noch auf sich warten, denn seit Saisonbeginn hat er aufgrund von Verletzungen insgesamt nur 34 Minuten spielen können. Mir ist jedoch aufgefallen, dass er zumindest anscheinend einen sehr soliden Wurf hat. Zwar hat er in der kurzen Zeit gerade mal 4 Dreier nehmen können, davon aber immerhin 3 getroffen. Ich hoffe er kommt schnell auf die Beine und dass ihm ein Schicksal a la Gordon erspart bleibt.
Zu Beck und Franke lässt sich mangels Einsätze noch nichts sagen.

Als momentaner Tabellenführer (dank der etwas verworrenen neuen Punkteregel und den ausstehenden Spielen) und durch den historischen 84:80 Sieg über Bamberg am 8. Spieltag haben die Skyliners bereits wieder Begehrlichkeiten bei den Anhängern geweckt. Diesmal jedoch kommen mir die Worte „Abwarten und Tee trinken“ in den Sinn, denn die Saison ist noch lange und die DBS jetzt schon wieder als Meisterschaftskandidaten auszurufen, wäre verfrüht und unvernünftig.

Sollte man allerdings die nächsten beiden Partie gegen Quakenbrück und Berlin gewinnen können … tja, DANN… warum eigentlich nicht …?

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